"Meriones unguiculatus" lautet der etwas befremdliche und schwierig auszusprechende Name der "Mongolischen Rennmaus", die den langen weiten Weg aus den Steppen- und Wüstenrandgebieten Zentralasiens in unser Heim gefunden hat.
Im Jahre 1935 gelangten die ersten Wildfänge aus der Mongolei zu Forschungszwecken nach Japan. Die gefangenen Paare dienten als Zuchtgrundlage und Nachkommen aus dieser Zucht gelangten 1954 in die USA. Wenig später erreichten auch die ersten Tiere Deutschland.
Erst verschiedene neue Farbmutationen in den Neunzigern sorgten für eine verstärkte Nachfrage auf dem Heimtiersektor. Lange davor, in den 70zigern, fand sie vereinzelt den Weg in die Zooläden, führte aber wohl eher ein Nischendasein und war für den absoluten Nagerfan ein schönes Beobachtungstier. Mit der ansteigenden Beliebtheit sollte man aber auch nicht die Kehrseite ausser Acht lassen. Viele Rennmäuse gehen heutzutage den Weg über die Heimtierhaltung ins Tierheim.
Die "Mongolische Rennmaus" ist in vielen schönen Farben und Zeichnungen erhältlich. Doch zeitgleich mit dem Auftreten neuer Farb- und Scheckungsvarianten traten auch neue ernstzunehmende Probleme auf. Dass manche Rennmäuse farblich sehr schwer zu bestimmen sind, da alle verschiedenen Farbgene durchgemischt worden sind, ist da wohl noch eher harmlos. Ob die verringerte Lebenserwartung und andere Probleme jetzt wirklich nur den letzten Mutationen zuzuschreiben sind, oder vielleicht eben auch falsche Zuchtauswahl und vielleicht sogar Haltungs- und Ernährungsfehler eine weitere Ursache dafür sein könnten sei dahingestellt.
In vielen Ländern gibt es Halter, Liebhaber und Züchter dieser Rennmausart. Durch das Medium Internet ist die Kontaktaufnahme mit Gleichgesinnten und die Informationsbeschaffung ein Riesenvorteil im Vergleich zu vergangenen Jahren. In der freien Natur und in ihrem Ursprungsland ist die Lebenserwartung der Mongolischen Rennmaus nicht sonderlich hoch. In "Gefangenschaft" kann es teilweise zu einem hohen Lebensalter kommen. Jeder Halter sollte sich selbst in die Pflicht nehmen um seinen Mäusen einen angenehmen Aufenthalt in seiner Obhut zu gewähren.
2. Wissenswertes (Fakten, Körperbau, Sinne und Verhalten)
Systematik:
..
Wissenschaftlicher Name:
Meriones unguiculatus
Systematik
Ordnung:
Rodentia
"Nagetiere"
Unterordnung:
Myomorpha
"Mäuseverwandte"
Überfamilie:
Muroidea
"Mäuseartige"
Familie:
Muridae
"Langschwanzmäuse"
Unterfamilie:
Gerbillinae
"Rennmäuse"
Gattung:
Meriones
"Rennratten, Sandmäuse"
Art:
Meriones unguiculatus
"Mongolische Rennmaus"
Allgemeine Daten:
....
Ursprüngliche Heimat:
Sandsteppen und Wüstenrandgebiete der Mongolei und Mandschurei
Ursprüngliche Lebensweise:
Leben im Familienverbund
Größe (Körper + Schwanz):
ungefähr 11cm + 11cm
Gewicht:
60g bis 130g
Lebenserwartung:
3,5 Jahre (2,5 bis 6 Jahre)
Geschlechtsreife:
Weibchen ab 8 Wochen, Männchen ab 10 Wochen
Nachwuchs:
ganzjährig (domestiziert, Innenhaltung), 4 bis 8 Jungtiere
Lebensrhytmus:
Tag- und Nachtaktiv, Schlaf/Wachrhytmus ~ 4 Stunden
Körperbau ,Typ und Größe der Mongolischen Rennmaus unterscheiden sich manchmal zum Teil erheblich. Ein Vergleich mit den wilden Artgenossen ist nicht ratsam. Zu sehr hat sie sich durch jahrelange Zucht und Haltung in Gefangenschaft verändert. In der Regel liegt das Gewicht der adulten Weibchen um die 80g, manchmal aber auch nur um die 65g. Die männliche adulte Rennmaus bringt meist um die 100g und aufwärts auf die Waage. In Deutschland gibt es keinen Standard bei der Mongolischen Rennmaus. Das Gesamtbild sollte aber schon stimmig sein und die Körperproportionen einigermassen passen. Ob jetzt die etwas zierlichere oder die etwas robustere Maus favorisiert wird, liegt im Auge des Betrachters.
Die Maus im Detail
Die Augen der Mongolischen Rennmaus sitzen seitlich am Kopf. So ist der Blick auch nach den Seiten gut gewährleistet. Infolge verschiedener Mutationen gibt es neben den schwarzen Augen auch noch Tiere mit roten Augen. Schnelle Bewegungen werden rasch wahrgenommen und fördern das instinktive Fluchtverhalten. Wie weit und wie gut Rennmäuse sehen können ist unklar, manchmal erwecken sie den Eindruck relativ kurzsichtig zu sein.
Die Ohren der Mongolischen Rennmaus sitzen ebenfalls seitlich am Kopf. Sie können einzeln bewegt werden, werden bei großem Lärm angelegt und dienen teilweise als Indikator bei der Untersuchung auf Epilepsie. Das Gehör ist gut ausgeprägt, teilweise auch in Bereichen, die für uns Menschen nicht wahrnehmbar sind. Die ausgestossenen Laute der Mongolischen Rennmaus bewegen sich aber auch zum Teil innerhalb unserer Gehörkurve. Viele dieser Laute jedoch sind aufgrund der Höhe und unserer verminderten Wahrnehmung in den verschiedenen Frequenzbereichen, sowie nachlassender Hörfähigkeit im Alter für uns Menschen nur schwer zu erfassen.
Die Nase der Rennmaus, die zum Teil behaart ist, ist scheinbar das wichtigste Sinnesorgan der kleinen Nager. Nahrung wird "erschnüffelt", das Revier und Markierungen können wahrgenommen werden, eigene Sippenmitglieder werden erkannt, die Paarungsbereitschaft der Weibchen wird errochen und die Auswahl des genetisch "richtigen" Partners funktioniert über den Geruch.
Äusserlich sichtbar sind die vier gelblichen Schneidezähne der Maus. Die kleinen Nager besitzen aber wesentlich mehr Zähne als es den Anschein hat. Zu den Schneidezähnen gesellen sich noch die Backenzähne. Insgesamt sind es 16 Zähne, die zur Verkleinerung und Zerlegung der Nahrung dienen. Rennmäuse sind Nagetiere und brauchen darum genug "Material" in ihrem Zuhause um ihrem Nagetrieb nachzukommen.
Die Tasthaare (Vibrissen) dienen der Rennmaus in der Dunkelheit um sich zurechtzufinden. Auch feine Luftströmungen können wahrgenommen werden. Die Vibrissen befinden sich überwiegend an der Schnauze. In Tunnel- und Gangsystemen finden sich die kleinen Wühler damit bestens zurecht.
Die Duftdrüse......
Die Krallen.........
Das Fell........
Der Schwanz.......
3. Allgemeine Grundregeln
Mongolische Rennmäuse sind relativ einfach zu halten, d.h. aber nicht , das sie anspruchslos wären. Wenn einige Grundregeln eingehalten werden, können die kleinen Nager viel Freude bereiten und unter Umständen auch relativ zahm werden. Durch Futtergabe auf der Hand kann eine Gewöhnung an den Menschen versucht werden. Einige Rennmäuse fassen relativ schnell Vertrauen, sind zahm, besteigen die Hand und lassen sich nach einer Zeit der Gewöhnung problemlos aus dem Gehege nehmen. Einige Exemplare bleiben dauerhaft zurückhaltend und scheu. Das gezeigte Verhalten sollte vom Besitzer akzeptiert werden.
Der Grossteil der Mäuse aber zeigt typisches Rennmausverhalten gegenüber dem Menschen. Eine gewisse Portion Neugier gepaart mit dem Blick auf die immer offene Rückzugsmöglichkeit im vermeintlichen Gefahrfall. Mongolische Rennmäuse sind keine Schmusetiere, sondern Beobachtungstiere. Je nach Aktivitätsphase und Tageszeit sind die Tiere mehr oder weniger zutraulich. In den späten Abend- und frühen Morgenstunden sind die Nager am aktivsten und zutraulichsten. Wer gerne Tiere beobachtet, für den sind Rennmäuse eigentlich ideale Haustiere.
Eine Rennmaus braucht immer mindestens einen Artgenossen
Auf die Wach- und Ruhezeiten sollte Rücksicht genommen werden
Freier Zugang zu Wasser und mindestens eine Unterschlupfmöglichkeit sollte vorhanden sein
Das Becken ist das Revier der Rennmäuse, d.h. nicht unötig und grundlos darin "aufräumen"
Die Maus sollte nur begründet aus dem Becken entnommen werden. Im Idealfall zwanglos (Behälter)
Auslauf sollte nur gewährt werden, wenn die Mäuse nicht gestresst wirken und kein Streit entsteht
4. Haltung
Eine artgerechte Haltung in Gefangenschaft? Naja, besser, was muss ich tun, damit meine Mäuse ihre Grundbedürfnisse stillen und ihre Verhaltensweisen ausleben können ?
Leider kann ich meinen Mäusen kein umfassendes Gängesystem bieten - okay, ich enthalte ihnen aber auch die natürlichen Fressfeinde ;-) Im Prinzip sind aber ein paar grundlegende Dinge zu beachten:
Mongolische Rennmäuse brauchen die Möglichkeit zum Rückzug, sei es im Einstreu, welches hoch genug gefüllt ist um "unterirdische Gänge zu gestalten oder/und in Kombination mit einer stabilen Pappröhre, die gerne von den Mäusen angenommen und als Schlafstätte genutzt wird.
Mongolische Rennmäuse sind Nagetiere, sie benötigen dementsprechend auch diverses "Nagematerial" zur Beschäftigung und Triebbefriedigung. Gegenstände und Einrichtungen aus Holz sind da eine gute Wahl und eine Gelegenheit den kleinen Fellnasen etwas zum Abrieb ihrer Zähne zu liefern.
Für die Ausstattung der Schlafstätte benötigen sie Nistmaterial in Form von Heu, Papiertüchern o.ä. Ein Sandbad, also quasi Quarz- oder Chinchillasand dient zur Fellpflege und wird auch teilweise als Toilette genutzt. Um dem Bewegungsdrang einiger Exemplare unter den Mäusen gerecht zu werden, bietet sich die Nutzung eines Laufrades geeigneter Grösse an. Genügend Beschäftigungs- und Entdeckungsmöglichkeiten im Becken steigert die Aktivität der kleinen Wühler.
Frische Luft und genügend Licht sollte man ihnen natürlich auch zugestehen. In einem Aquarium / Glasbecken entsprechender Größe ist beides gegeben. Zweckmäßig ist dabei eine Abdeckung aus verspannten Draht zu verwenden um eine gute Luftzufuhr zu ermöglichen. Der Lichteinfall kann idealerweise von fast allen Seiten erfolgen.
Mongolische Rennmäuse sind keine besonders guten Kletterer. Vielfach gibt es im Internet auf verschiedenen Internetseiten Aufbauten mit mehreren Etagen zu sehen. Wenn diese Möglichkeit der Gestaltung gewählt wird, sollte darauf geachtet werden, dass die Nager nur von Etage zu Etage gelangen können. Besteht jedoch die Alternative bei der Gestaltung mehr in die Tiefe und Breite zu gehen, d.h. ein Becken mit entsprechender Grundfläche zu besitzen, ist diese zu bevorzugen.
Wer Spaß an seinen Rennmäusen haben möchte, sollte ihnen deshalb schon einiges bieten. Eine karge und monotone Gehegeeinrichtung fördert die Lethargie der Mäuse. Wer hat schon gerne Bewohner, die überhaupt nicht aufgeweckt und aktiv sind und wenn, dann minutenlang in den Ecken scharren. Wenn die Maus sich nicht an ihre Umgebung anpassen kann, sei es z.B. durch fehlende Grab- und Rückzugsmöglichkeit, wird sie dies höchstwahrscheinlich mit stereotypen Verhalten zeigen.
Checkliste:
Ein Gehege ausreichender Grösse mit guter Belüftung ist eine gute Basis
Ein Häuschen, eine stabile Pappröhre, ein Sandbad und eventuell ein Laufrad
Hölzer, Heu, eine Trinkflasche oder ein Trinknapf, eventuell eine Erhöhung bzw. Etage
ausreichend Einstreu und Heu
5. Vergesellschaftung
(Vergesellschaftung, oder die Zwangsehe für gleichgeschlechtliche Rennmäuse.)
In der freien Natur leben Mongolische Rennmäuse im Familienverbänden und belegen ein bestimmtes Revier, welches sie gegen "fremde Rennmäuse" energisch verteidigen. Über den gemeinsamen Gruppengeruch identifizieren sich die Mitglieder eines Clans, meist bestehend aus dem Elternpaar und mehreren Würfen. Wird die Gruppe zu groß, wandern einige Tiere ab. Diese Struktur in der Gefangenschaft beizubehalten ist kaum möglich, vor allem nicht in der Heimtierhaltung. Wenn der Heimtierhalter nicht gerade züchtet, kann man als ideale Gruppengrösse eine Anzahl von 2 bis 4 gleichgeschlechtlichen Mäusen bezeichnen, wobei wiederum eine Gruppengröße > 2 dem erfahrenen Rennmaushalter vorbehalten sein sollte, da es unter Umständen zu Schwierigkeiten in der Haltung kommen könnte. Mongolische Rennmäuse dürfen aber keinenfalls alleine gehalten werden.
Sich fremde Rennmäuse dürfen nicht einfach zusammengesetzt werden, es kann zu wilden Beissereien mit tödlichem Ausgang kommen. Sollten beide Mäuse schon ihren Eigengeruch besitzen, betrachten sie möglicherweise ihr Gegenüber als Reviereindringling, den es zu vetreiben gilt. In einen Behältnis aus Glas leider ein unmögliches Unterfangen. Die flüchtende Maus kann nicht fliehen und ist möglicherweise den Angriffen der revierverteidigenden Maus ausgeliefert. In der Praxis gibt es verschiedene Möglichkeiten der Aneinandergewöhnung. Erwähnen möchte ich aber nur die Kleinraummethode sowie die Trenngittermethode, wobei wiederum erstere etwas Erfahrung und Geschick abverlangt und meist auch nur als "Vorstufe" für weitere Maßnahmen stehen kann.
Der Vergesellschaftungsversuch Kleinraum beginnt in einer handelsüblichen Transportbox, ausgestattet mit etwas Einstreu und Nahrung. Durch die Raumenge haben die Kontrahenten sofort unmittelbar Kontakt zueinander. Also eigentlich sofortStress auf engem Raum für die Mäuse. Durch das verminderte Platzangebot finden keine Jagdszenen statt, die Renner können sich aber trotzdem richtig in die Haare kriegen und ineinander verbeissen, also nichts für VG-Neulinge. Um mal schnell ein Jungtier an eine erwachsene Maus zu gewöhnen vielleicht schnell und effektiv, da die Jungmaus noch nicht großartig ihren "Geruch" entwickelt hat, und vor der "Großen" nicht flüchten kann. Ansonsten ist diese Methode aber mit Vorsicht zu genießen und beinhaltet nach dem Kleinraum auch noch das schrittweise "Grösser" setzen.Als relativ sichere Methode zur Vergesellschaftung zweier Rennmäuse stellt sich die Trenngittermethode dar. Auch hier gibt es wieder zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten in der Ausführung. Ich möchte aber hier nur meine angepasste Version vorstellen, eine relativ sichere und stressarme Methode der Zusammenführung.
Vor der Anschaffung einer "Neuen" für die verbliebene Einzelmaus ist jedoch das Lebensalter der Maus zu berücksichtigen. Eine adulte z.B. dreijährige Maus sollte schon eine etwas ältere Partnermaus bekommen. Eine neue Jungmaus würde ich persönlich mit einer maximal zweijährigen Maus zusammensetzen.
Hilfe bei der Durchführung der Vergesellschaftung mit der Trenngittermethode
Gedanken zur Trenngittermethode
Fremde Rennmäuse schnell und mit wenig Stress aneinander gewöhnen. Geht das? Ich meine ja. Das Trenngitter bietet Schutz in den ersten Tagen, da wo die andere Maus eventuell noch als Eindringling angesehen wird. Der Geruch der anderen Maus ist noch fremd und fördert das instinktive Verhalten der Maus zur Revierverteidigung. Die Mäuse haben die Möglichkeit sind untereinander zu inspizieren, jedoch ohne direkten Körperkontakt zulassen zu müssen. Das Vergesellschaftungsbecken wird relativ klein gehalten, die Einstreu als Geruchsüberträger gewählt, so daß eine Vermischung relativ zügig vonstatten gehen kann.
Erst wenn eine Angleichung 100 prozentig sicher erscheint, werden die Mäuse zueinander gelassen. Dieser Vorgang dauert im allgemeinen etwas länger, erspart einem aber bei einer missglückten Vergesellschaftung die Fehlersuche. Auf den verringerten Platz werden sich die Mäuse schnell einstellen. Der Unsicherheitsfaktor bei einer Vergesellschaftung ist meist der Halter. Es wird zu schnell zusammengeführt, es wird bei der Zusammenführung zu schnell oder zu spät getrennt, es wird versucht am Verhalten nach dem Seitenwechsel o.ä. zu beurteilen, wie die Zusammenführung vonstatten geht und ist dann überrascht, wenn es ganz anders ausgeht.
Einrichtung des Vergesellschaftungbehältnisses
Das Vergesellschaftungsbecken mit den Maß 40cm x 25cm x 25cm wird durch ein geeignetes Doppeltrenngitter geteilt. Als sehr praktisch und flexibel einsetzbar hat sich ein Gitter bewährt, welches ziemlich stramm bzw. passend von oben in das Behältnis ein geschoben werden kann. Alternativ kann auch ein 60er Aqua zur Vergesellschaftung gewählt werden, wobei aber auf eine verlängerte Tauschphase(Seitenwechsel) geachtet werden sollte. Handelsübliches Kleintierstreu und etwas Papier von der Küchenrolle zum Nestbau dienen als karge Ausstattung in den ersten Tagen. Als Ersatz für Trinkflasche oder -napf hat sich die Gabe von Gurke bewährt.
Antesten der Konstellation
Alle Vorbereitungen sind getroffen. Die Mäuse sitzen jeweils auf verschiedenen Seiten. Nun stellt sich aber die Frage: Muss überhaupt so aufwendig vergesellschaftet werden? Könnten die zukünftigen Partner sich auch sofort verstehen? Bevor der Antestversuch gestartet wird, erhalten die Probanten ein bzw. zwei Stunden die Möglichkeit sich durch das Trenngitter etwas kennenzulernen. Nur wer sich zutraut eventuell kämpfende Rennmäuse zu trennen, sollte das Antesten durchführen. Es kann auch ganz gut darauf verzichtet werden und mit dem Seitentausch begonnen werden.( Kapitel Seitentausch)
Nach Verstreichen der ersten Kennenlernphase wird das eingepasste Trenngitter ein Stück, ungefähr eine "Maushöhe" hochgezogen. Eine der Fellnasen wird sofort oder nach kurzer Zeit auf die andere Seite des Beckens "wandern".
Nun ist höchste Aufmerksamkeit gefordert. Wie verhalten sich die Mäuse zueinander? Bei sofortiger Bildung eines Knäuels oder auch nach einiger Zeit, ob mit oder ohne erkennbare Beisserei muss sofort getrennt werden. Dabei kann das Tenngitter zwischen die Rivalen geschoben werden und die Mäuse sind schnell getrennt. Es ist eine Vergesellschaftung notwendig - nicht mehr und nicht weniger. Eine Beisserei beim Erstkontakt sagt rein gar nichts über das spätere Verhalten der Rennmäuse zueinander aus. Aufregung und Angst einer Maus führt manchmal ungewollt zur Beisserei. Sollten die Fellnasen sich aber beim Erstkontakt nur besteigen, seitlich aneinander aufbauen oder drücken ist zwar erhöhte Aufmerksamkeit gefordert, es kann aber meist mit der "Zusammenführung"(Kapitel Versuch einer Zusammenführung) fortgefahren werden.
Bei Mäusen, die sich scheinbar sofort verstehen, ist es ratsam sie erst auf kleinerer Fläche zu halten. Manchmal werden Rangordnungskämpfe oder "Antisympathien" erst zeitlich etwas später ausgeführt bzw. sichtbar.
Seitentausch
Nun ist etwas monotone aber konsequente Arbeit gefordert. Täglich zweimaliger Seitentausch und das auch noch eine ganze Woche lang. Ich persönliche nehme dazu immer zwei aufgeschnittene Kokosnüsse, die ich in die jeweiligen Seiten halte, um den Wechsel zu erleichtern. Die Neugier siegt natürlich sehr schnell und die Nuss wird sofort "untersucht". Das Futter streue ich immer in Gitternähe ein, die zukünftigen Partner kommen sich so gezwungenermaßen etwas nah. Aus dem gereichten Küchenpapier wird oft das Nest gebaut.
Was eigentlich immer bei der Vergesellschaftungsmethode mit dem Trenngitter auftritt ist das Nagen am Gitter, ob nun nur von einer Maus oder auch von Beiden. Oftmals wird auch zeitweise das Trenngitter bestiegen und benagt. Das Verhalten ist aber nicht überzubewerten. Es wird etwas rumgezickt oder rumgepost, manchmal wird auch zugebissen oder versucht zu beissen. In den ersten Tagen alles zu vertreten. Vorsicht ist aber angebracht, falls eine Maus wie von Sinnen minutenlang am Trenngitter zerrt oder auch manchmal dagegen springt, sobald die andere Fellnase sich etwas nähert und das Verhalten auch noch nach 3-4 Tagen zeigt. Bei den wenigen Rennern, die dieses Verhalten zeigten, klappte die Zusammenführung in der jeweiligen Zusammensetzung leider nicht.
Das Verhalten der Rennmäuse nach dem Seitenwechsel darf nicht überbewertet werden. Es wird rumgeschnüffelt und auch oftmals das Nest "zerlegt" und ein neues hergerichtet. Auch wenn nach ein paar Tagen der Eindruck entsteht, die Mäuse verhalten sich friedlich zueinander, sollte der Seitentausch konsequent weitergeführt werden. Oftmals werden da Situationen falsch interpretiert oder auch einfach etwas übersehen. Viel Zeit, eine Menge Geduld und eine gewissenhafte Beobachtung sind hierbei drei ganz wichtige Dinge, die einen positiven Ausgang der Vergesellschaftung fördern. Eine Woche ist schnell vorbei und es kann nun versucht werden, die Rennmäuse zusammen zu setzen.
Versuch einer Zusammenführung, Vorgehensweise
Die erste Zusammenführung sollte man nur beginnen, wenn genügend Zeit zur Beobachtung der Tiere in den nachfolgenden Stunden vorhanden ist. Sicherheitshalber dünne Handschuhe anziehen, falls die eventuell notwendige Trennung mit dem Gitter nicht klappt, müssen die Mäuse mit den Händen getrennt werden, aber soweit sollte es nicht kommen.
Das Trenngitter wir eine "Maushöhe" geöffnet. Die Renner werden nicht einfach nur so zusammengesetzt. Es besteht die Möglichkeit sich erst einmal an der Gitterspalte ausgiebig zu beschnüffeln. Die "gegnerische" Seite kann betreten aber auch wieder verlassen werden. Das Trenngitter kann bei zu heftiger Bedrängung als Ausweichmöglichkeit genutzt werden.
Sollte es nun bei der ersten Begegnung sofort, nach einigen Minuten zu einen Knäuel oder zu einer Beisserei kommen, oder es ist ersichtlich das die eine Maus von der anderen gezielt attackiert wird, muss sofort getrennt werden. Der Seitentausch wird einfach nochmals drei Tage praktiziert und eine erneute Zusammenführung probiert. Maximal drei Zusammensetzungsversuche sollten ausreichen, ansonsten ist es ratsam es mit einer anderen Maus auszuprobieren, falls nicht noch andere Gründe (siehe Verlängerungen) vorhanden sind. Die Rangordnung kann nur ausgefochten werden, solange nicht gebissen oder gejagt wird. Zu 90 Prozent funktioniert es aber beim ersten Versuch, der Geruch scheint vertraut, der zukünftige gleichgeschlechtliche Partner wurde ausgiebig beobachtet und es wurde schon untereinander kommuniziert, was uns Menschen aber verborgen bleibt.
[Es gibt aber auch einige Fälle in denen es möglich ist sich anfangs knäuelnde Mäuse zu vergesellschaften. Manchmal kann man durch aktives Eingreifen mit dem Trenngitter oder einem Stück Pappe den Vorgang so steuern, sodaß eine wilde Rauferei in den ersten Minuten in gegenseitiges Betrommeln mit den Vorderpfoten übergeht oder die Mäuse sich soweit beruhigen, das ein gegenseitiges Angehen verhindert wird]
Kommt es in den nachfolgenden Minuten der Zusammenführung zu keiner Beisserei oder Jagerei wir das Gitter nach ungefähr einer halben Stunde wieder heruntergelassen, wobei die zukünftigen Partner auf einer gemeinsamen Seite verbleiben. Im Idealfall verhalten die Mäuse sich so, als würden sie sich schon länger kennen und nichts aussergewöhnliches passiert. Die Rollen sind schon klar verteilt. Es wird ein bisschen geschnuppert, der neue Partner wird ausgiebig geputzt und beide Fellnasen scheinen froh zu sein, endlich nicht mehr alleine zu sein.
In vielen Fällen muss aber erst einmal geklärt werden, wer denn nun das "Sagen" hat. Zur Abklärung der Rangordnung gehören solche Merkmale wie betrommeln mit den Vordepfoten, seitliches wegdrücken,besteigen bzw. markieren der anderen Maus, fiepen, putzen, Aufforderung zum putzen, schnüffeln an der anderen Maus.
Die Mäuse sollten solange auf kleiner Fläche gehalten werden bis sie scheinbar harmonisieren. Das Gitter kann dann enfernt werden und die zwei neuen Freunde erhalten die gesamte Fläche des klein gewählten Vergesellschaftungsbeckens.
Platzvergrösserung
Nach ein paar friedlichen Tagen im VG Becken erfolgt die Platzvergrösserung. Die Einstreu wandert samt der Mäuse in ein 80er Becken ohne Einrichtung oder in das verkleinerte Enddomizil. Ein zurechtgesägtes Holzbrett verkleinert schnell das Gehege. Etwas neues Streu wird dazugegeben und eventuell ein Häuschen oder eine Papprolle. Nach und nach kann nun "Einrichtung" und Streu dazugegeben werden, solange das Verhalten deer Mäuse friedlich ausschaut.
Rückschläge, Verlängerungen, Abbrüche
Die Mäuse sitzen nun zusammen und streiten sich immer noch. Was tun? Oftmals hilft schon eine Platzverkleinerung, im ungünstigten Fall, falls es zur Beisserei oder Jagerei kommt, muss getrennt werden und die Mäuse kommen wieder hinters Trenngitter.
Problematisch kann es auch bei der Vergesellschaftung zweier Weibchen werden. Wenn eins der Weibchen während der Prozedur hitzig wird, sollte ein paar Tage mit der Fortführung gewartet werden.
Meine Beobachtungen haben mir gezeigt, dass Mäuse die bei behutsamer Reviervergrösserung immer wieder streiten, keine stabile Bindung auf Dauer eingehen.
Geschlechterunterscheidung
Die Bestimmung der Geschlechter bei adulten Rennmäusen gestaltet sich relativ einfach. Schon bei einfacher Betrachtung der männlichen Rennmaus sind die Hoden gut zu erkennen. Die seitliche Betrachtung der Maus zeigt eigentlich schon oft den kleinen Unterschied. Problematisch wird es meist immer, wenn das Mäuse(pärchen) nicht so ganz gleich untenherum aussieht.
Wie sieht es aber nun mit erworbenen Jungmäusen aus, die noch relativ frisch sind? Die nachfolgenden Bilder mit Beschreibung sollen da etwas bei der Bestimmung weiterhelfen. Im Prinzip ist eine Geschlechterunterscheidung in jedem Alter möglich, also praktisch ab der Geburt. Sinnigerweise ist es aber erst notwendig kurz vor der Geschlechtsreife der Tiere oder auch etwas früher, bei besonderen Gegebenheiten eine Bestimmung vorzunehmen.
Die Haltung der Mongolischen Rennmaus gestaltet sich im Prinzip als relativ einfach. Irgendwann wird sich jeder Halter wohl mit dem Gedanken auseinander setzten, vielleicht, wenn auch manchmal nur einmalig, auch mal Rennmausnachwuchs aufwachsen zu sehen. Bei mir war es ähnlich, ich habe zwei männliche Rennmäuse aufs "Auge" gedrückt bekommen und durch ein Mißgeschick mit meinen vorhandenen drei Weibchen war der erste Nachwuchs da. Entscheidend ist aber eigentlich, wie weit man sich jetzt mit der Sache Rennmauszucht auseinander setzt..
Obwohl die züchterischen Möglichkeiten im kleinem Rahmen relativ begrenzt sind, werde ich versuchen, nach einigen Jahren der Rumprobiererei, doch ein Fernziel zu definieren. Die Festigung der körperlichen Merkmale in Hinblick auf eine etwas robusteren und größeren Maus, sowie 'back to the roots' eine Linie im Standard und eine als Fuchslinie, möglichst reinerbig und farbkräftig. Dabei sollten gängige Defizite wie Abnormalitäten im Schwanzbereich, Epilepsie- und Tumoranfälligkeit, Buckelrücken, Kleinwuchs und Verhaltensauffälligkeiten ausgeschlossen werden. Rückverpaarungen nur um Farbgene zu bestätigen führe ich normalerweise nicht aus. Es kann also immer sein, das z.B. ein Schimmelgen mit "durchgezogen" wird. Ich führe auch Stammbäume, obwohl ich der ganzen Sache ziemlich skeptisch gegenüber stehe. Mehr als die Verwandtschaftsverhältnisse und Züchterherkunft entnehme ich ihnen nicht. Über die Quälität der aufgeführten Tiere schliesse ich daraus nichts.
Als goldenen Mittelweg in der Rennmauszucht sehe ich die erweiterte Familienzucht mit regelmässigen Fremdeinkreuzungen an. Zum Zuchteinsatz aus dem eigenen Bestand kommen nur Tiere, die von Anfang an den kräftigsten Eindruck, die beste Entwicklung und nachher auch einen guten Körperbau und einen passablen Charakter vorweisen. Nachzügler werden generell nicht berücksichtigt.
2. Zuchtanlage
Der mehrheitliche Standort der Becken ist mein Arbeitszimmer. Die speziell angefertigten Zuchtbecken besitzen die Maße 80x60x50. Neben den abgebildeten Behältnissen gibt es noch verschiedene kleinere Becken zur Vergesellschaftung o.ä. Standardausstattung bestehend aus Unterschlupfmöglichkeit, Sandbad, Trinknapf, diverse Hölzer, Pappröhre und Laufrad. Die Einstreu setzt sich aus 60% Kleintierstreu und 40 % Heu zusammen. Bei der Beckengrösse und der Einstreuhöhe wird versucht einen vernünftigen Kompromiss zwischen züchterischen Handling un den Bedürfnissen der Tiere zu finden.
Die Jungtiere werden nicht extra an die Hand gewöhnt um das natürliche Verhalten besser beurteilen zu können. Manchmal ist die Wurfstärke auch erst ersichtlich, wenn die Kleinen das Nest verlassen um auf "Wanderschaft" zu gehen. Die Geschlechterbestimmung findet oftmals erst nach der fünften Lebenswoche statt, manchmal noch später. Der Bock nimmt aktiv an der Aufzucht der Jungtiere teil. Ich versuche, wenn es geht, so gut wie gar nicht einzugreifen, es erfolgt kein Herausnehmen der Jungtiere zur Begutachtung, zum Wiegen usw. vor Ende der sechsten Lebenswoche.
Die erste "Große Inspektion" in der siebten/achten Lebenswoche der Jungtiere beinhaltet das Wiegen, die Geschlechterbestimmung, die Begutachtung der körperlichen Verfassung, das Verhalten unter Stress .bzw. es erfolgen die ersten Tests auf Epianfälligkeit nach der S-Methode und dem Gitter- und Boxencheck.. Die Ernährung erfolgt in Anlehnung an das Sistermannkonzept. Dabei wird jedoch darauf geachtet, dass keinenfalls die Zusammensetzung immer gleich ist. Auch die Frischfutterzusammenstellung wird in regelmässigen Abständen gewechselt. Auf Obst wird generell ,mit der Ausnahme auf etwas Banane, verzichtet.
Der gesamte Bestand wird alle sechs Monate prophylaktisch gegen Endo- und Ektoparasiten behandelt. Auf die obligatorische Kotprobe beim Tierarzt wird nicht verzichtet, jedoch die mangelnde Zuverlässigkeit berücksichtigt.
Nagerzimmer:
2. Richtlinien in der Zucht
Zucht? Was ist das eigentlich genau? Ich nehme da mal Wikipedia zur Hilfe:
"Als Zucht wird in der Biologie die kontrollierte Fortpflanzung mit dem Ziel der genetischen Umformung bezeichnet. Dabei sollen gewünschte Eigenschaften verstärkt und ungewünschte Eigenschaften unterdrückt werden. Um die Ziele zu erreichen, wird durch den Züchter oder die Züchterin zum Beispiel nach einer Leistungsprüfung eine Zuchtwertschätzung durchgeführt, um dann gezielt Individuen mit gewünschten Eigenschaften durch Selektion zu wählen und miteinander zu kreuzen oder zu verpaaren. Es können auch auf künstlichem Weg Mutationen ausgelöst oder Organismen gentechnisch modifiziert werden. Neue Pflanzensorten oder Tierrassen werden als Neuzüchtungen bezeichnet, diese unterliegen gesetzlichen Bestimmungen." Zitat Wikipedia
Soweit so gut, also keine klare Aussage über die überaus wichtigen "Randbedingungen" einer Zucht. Dazu zählt ganz besonders der richtige Umgang mit den Tieren, eine vernünftige Haltung und gewissenhafte Aufzuchtbedingungen, sowie eine eindeutige Einstellung des Züchters zu seinen Tieren. Sie sollen nicht Mittel zum Zweck sein, sondern als Partner und Freunde gesehen werden. Der Fortbestand einer gesunden Rennmauslinie sollte in einer ernsthaft geführten Zucht oberste Priorität haben. Im gewissen Rahmen kann der Züchter seine Ziele forcieren, gesunde Tiere vorrausgesetzt. "Modeerscheinungen" wie Linien gesundzüchten, Ausmerzung von Epilepsie mit der Kontollfunktion - Rückverpaarung können getrost ins Reich der Märchen befördert werden. Ein gewissenhafter Züchter wird versuchen, die scheinbar besten Tiere für seine Zucht zu finden und kranke und belastete Tiere konsequent ausschliessen und keine zweifelhaften "Experimente" ausführen. Soweit der Idealfall ;-) .
a) Die Auswahl der Zuchttiere, die sinnvolle Zusammenstellung von Zuchtpaaren
b) Die Schaffung von geeigneten Bedingungen
c) Verhalten kurz vor und nach der Geburt
d) Die Aufzucht der Jungtiere
e) Körperliche Verfassung, Entwicklungsstand, Charakter und (Sozial)verhalten der Jungtiere